Endlich ist es soweit, ich kann Euch die ersten Berichte liefern, und das Ganze ohne eine einzige Pedalumdrehung! Nach der Ankunft am Bahnhof von Zittau folgte ich genau den Anweisungen meiner Gastgeberin Rebecca und hievte mein Fahrrad in den Bus, um so ganz bequem Großhennersdorf zu erreichen, ein Dorf mit etwas mehr als 1600 Einwohnern, das ca. 12 km von Zittau entfernt Richtung Löbau liegt. Rebecca erzählt wunderbar von ihrem Dorf, sie lebt seit 1995 in der Gegend, nachdem sie als junge Amerikanerin eine Zeitlang davon träumte, als protestantische Missionarin nach Russland zu gehen. Ich für meinen Teil werde Euch die Geschichte des Behindertenzentrums erzählen. Alles begann im 18. Jahrhundert, mit der adligen Familie derer von Gersdorf, die hier ein bescheidenes Schloss besaß. Mit einer für die Zeit ziemlich revolutionären Idee beschloss eine große Dame, eine Schule zu errichten, die nicht nur für alle Kinder der Gemeinde offen, sondern deren Besuch auch für alle Pflicht sein sollte: der “Katharinenhof“, der im Laufe der Zeit das Behindertenzentrum des Dorfes wurde. Und seine Geschichte erzählt das Zentrum auch selbst: Da gibt es die Stele, die an die Verschleppung von mehr als 150 behinderten Kindern durch die Nazis erinnert; aber es gibt dort auch die Umweltbibliothek und die Alte Bäckerei. Denn zu DDR-Zeiten, so erklärt mir Rebecca, ermöglichte es die Fürsorge für Menschen mit Behinderungen, nicht allzu sehr mit dem politischen Regime in Berührung zu kommen, am Rande der Gesellschaft zu leben - mit dem Resultat, dass mehrfach Menschen, die mit dem Regime nicht einverstanden waren, nach Großhennersdorf kamen, um dort im Behindertenzentrum zu arbeiten. Dies bot die Möglichkeit, sich zu treffen und alternative Projekte zu entwickeln, die noch heute bestehen… Und das Behindertenzentrum bleibt der Hauptarbeitgeber des Dorfes, während die LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) made in DDR schon lange aufgegeben wurden. Das ist für einen ersten Artikel vielleicht kein sehr fröhliches Thema, aber dennoch: ein gutes Beispiel für die Integration von Menschen mit Behinderung. Morgen nimmt Rebecca mich mit zu ihrem Nachbarn, dem Mann von der Umweltbibliothek, da werden wir über dieses Dreieck (oder ist es ein Punkt?) sprechen, wo sich die deutsch-polnische und die polnisch-tschechische Grenze berühren. Aber vorher werde ich mich dem wunderbar weichen Bett überlassen: Man kann ja nie wissen!
6 Kommentare zu "Großhennersdorf und die Behindertenkultur"
ludovic am 15. Juli 2007 um 11:27
Non, “Handiculture” ne se traduit pas par “Handykultur” ;-) L’occasion de rappeler que si le thème du handicap n’est pas gai, comme tu le dis, il n’est pas triste non plus. C’est une part de la vie que certains savent prendre avec beaucoup d’humour et même de culot (concours de “Miss Handicap”, etc…). Merci pour cette première note, on attend tous la suite avec curiosité! Schön das du gut angekommen bist und trotz schweren Fahrrades die Bahnhofstreppen meistern konntest.
Romy am 16. Juli 2007 um 13:45
Chère Charlotte, coucou Charlotte Je pense plutôt que ce sont les handicapés qui ont aidé les “bien-portants”, et qui les ont donc intègrés, dans un système politique pour le moins contraignant? Les 150 enfants handicapés enlevés par les nazis, l’ont en fait été par plus handicpés qu’eux!… Hinterlasse einen Kommentar
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