Die Empfehlung des « Ackerbürgermuseums » erhielt ich von Herrn Arndt vom Förderverein für die Region Gartz (Oder) e.V., nachdem er mir ein Buch über die Geschichte und die Aktivitäten in der Gemeinde überreicht hatte. „In erster Linie ist die Region agrarisch geprägt, auch wenn es nach der Wiedervereinigung Deutschlands schwieriger geworden ist – wir haben hier eine Arbeitslosigkeit von fast 25% - dennoch hat die Landwirtschaft in dieser Region weiterhin den größten Stellenwert.“ So erzählt er mir von der Tradition der Erntedankfeste, welche in den Gemeinden der Region mit großen Umzügen, mit geschmückten Pferdewagen und hübschen Fräulein gefeiert werden. Prompt in dem Moment, in dem sich Frau Mielke anschickt, Feierabend zu machen, stehe ich vor dem kleinen Ackerbauermuseum. Ihr Mann erwartet sie bereits vor der Tür, doch dessen ungeachtet nimmt sich Frau Mielke die Zeit, mir eine Museumsführung zu geben. Die Geschichte der Stadt erzählt sie mir anhand eines Holzmodells, wobei sie nicht versäumt, mir unter anderem einen Besuch bei der Mühle der Stadt zu empfehlen: sehr romantisch! Doch leider bleibt mir keine Zeit mehr für die Mühle. Doch das Schöne an Frau Mielkes Erzählungen ist, dass sie ein wenig ihre eigene Geschichte mit jener der Stadt mischt. Als sie von dem « Kanonenschuppen » spricht, erinnert sie sich der Zeit, als hier noch die Kanonen zwischengelagert waren und der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Vertriebenen aus dem Osten hier eine erste Zuflucht fanden. Doch sie spricht auch von den Empfängen während der DDR-Zeiten. « Es waren Empfänge für die Landwirte » erzählt sie mir. « Wir trugen unsere sonntägliche Tracht und empfingen die Leute mit Sekt“. Im Museum zeigt sie mir die besagten pommerschen Trachten. Auch als sie mir die Heimatstube zeigt, eingerichtet dank der Spenden der Bewohner, schwingen Frau Mielkes Kindheitserinnerungen mit. In der kleinen Ecke, welche der FDJ gewidmet ist, der Jugendorganisation der ehemaligen DDR, hebt sie die Augenbrauen: „Meine beiden Ältesten waren bei der FDJ. Da gab es wenigstens eine gewisse Struktur, organisierte Aktivitäten und Sport“, sagt sie mir. „Und sie hingen nicht auf der Straße rum.“ Frau Mielke tut es ein bisschen leid um die guten alten Zeiten. „Wir hatten eine Molkerei, einen Einkaufsladen und ein Kino.“ Alles weg. Naja, jetzt haben wir PLUS und Schlecker, das ist was anderes.“ Sie zuckt mit den Axeln. Was ihr am meisten fehlt, und sie ist nicht die einzige, die mir das anvertraut, ist das kleine « Theater des Friedens ». Nach der Wiedervereinigung hatte die Gemeinde jedoch nicht mehr die notwendigen Mittel, eine solche Einrichtung zu finanzieren. Das kleine Theater ist seitdem geschlossen und, trotz der Übernahme durch eine Privatperson, zerfällt es langsam. „Das war unser kleines Kino, die Kinder erhielten dort ihre Zeugnisse und feierten « Jugendweihe », das staatliche Pendant zur Konfirmation zu DDR-Zeiten. Wir haben so viele Erinnerungen daran, es ist tatsächlich ein Blatt der Geschichte, das umgeschlagen wird…“
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