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Archiv für den 10. August 2007

Aug
10
Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 10.08.2007

Caroline wohnt am Ufer der Oder in einer umgebauten Möbelfabrik, wie mir die Besitzerin der Gebäude, Frau Lucas, so nett erklärt, während sie mich zum Frühstück ins Café einlädt, wozu es ein heimisches Getränk, eine Mischung aus Himbeersaft und Limonade, nämlich rote Brause, gibt.

Frau Lucas hat das Familienunternehmen, das 1894 von ihrem Großvater gegründet wurde, zur Zeit der Wiedervereinigung übernommen, oder genauer: sie hat die Gebäude 1993 zurückerhalten, nachdem sie die dafür notwendigen Schritte bei der “Treuhand” eingeleitet hatte, jener Anstalt, die für die Privatisierung und Umstrukturierung der DDR-Unternehmen zuständig war. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie Gerstenberg enteignet und ihr Besitz ging in die Hände des kommunistischen Regimes in Ostdeutschland über. Wie viele der “großen Kapitalisten” fand sich die Familie so in einem Umsiedler-Lager in Ostdeutschland wieder. Das war 1953. Frau Lucas war damals neun Jahre alt und kann sich gut erinnern. Als sie wieder die Zügel in die Hand nimmt, vierzig Jahre später, sind die tausenden Arbeiter der Tischlerei verschwunden und nur das Gebäude war übrig. « Es mußte renoviert werden, so konnte es nicht bleiben », sagt Frau Lucas während sie mich durch das Gelände führt. Einiges ist verschwunden, so zum Beispiel der marode Schornstein der Fabrik. Anderes wurde restauriert, wie der Ausstellungsraum mit den zahlreichen Fenstern, der 1911 erbaut und 1998 wiederhergestellt wurde. « Aber dafür braucht es viel Geld und das ist nicht immer leicht. » Die Besetzung der Gebäude versteht sich halb kommerziell halb kulturell, mit einem regen Vereinsleben, wie die Theaterschule, in der man sich noch bis Ende August fürs neue “Schuljahr” anmelden kann. Trotz des Reizes der Örtlichkeiten ist es manchmal schwierig, interessierte Geschäfte zu finden. Frau Lucas überlegt, eine polnische Lebensmittelkette in der Halle anzusiedeln, in der Aldi es nicht geschafft hat, sich dauerhaft zu etablieren. « Vor allem träume ich davon, eine internationale Jugendherberge am Oderufer zu eröffnen », gesteht mir die Inhaberin der Gebäude. Um die sechzig Betten an der Oder, einen Katzensprung vom Grenzübergang entfernt, über den man von Frankfurt nach Słubice gehen kann, und das Ganze in einem industriellen Umfeld vom Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Ziemlich reizvoll! Bleibt die Suche nach geeigneten Investoren, die bereit sind, eine solche Initiative zu unterstützen…

Ein erster Schritt in Richtung internationale Herberge? Frau Lucas vertraut mir die Schlüssel des Hauses an, in dem sich das Theater und weitere Büros und Ateliers befinden. Mehrere Räume stellt sie uns vertrauensvoll zur Verfügung, um die Teilnehmer des Begegnungstags unterzubringen. Eine schöne Geste gegenüber dem Veloblog!



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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 10.08.2007

Dankeschön an Frank, der die Berichterstattung der letzten Abenteuer übernommen hat, während ich die letzten Vorbereitungen für den Begegnungstag in Frankfurt/Oder-Słubice an diesem Samstag getroffen habe. Pressearbeit, die Begegnung mit Vereinen und lokalen Akteuren sowie die Suche nach einer Unterkunft, damit diejenigen, die von weiter weg zu uns kommen, nach der Feier auch ein Dach über dem Kopf haben.

Wir verbringen den Abend mit Mitgliedern des Instituts für angewandte Geschichte, in einer Pizzeria in Słubice. Ela und Maciej stellen uns die Stadtrallye vor, die für den Begegnungstag vorgesehen ist und die mit Hilfe von Fotos den Vergleich von Stadtansichten von früher und heute ermöglicht. Die einen erzählen von ihrem Studium an der Frankfurter Universität Viadrina, einer der ältesten der Region, wie uns unsere Gastgeber in Lebus erklärt haben, die anderen erzählen von der Politik der Kaczynski-Brüder und dem Zusammenbrechen der Koalition in Polen. Manchmal auf polnisch, aber meist auf deutsch. Ein schöner Abend, der bei Caroline endet, Mitglied des Instituts und Bewohnerin einer umgebauten Möbelfabrik…



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