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Archiv für den 2. August 2007

Aug
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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 02.08.2007

Es ist schon zehn Jahre her, aber Herr Budras erinnert sich noch genau an das Hochwasser von 1997. Er wohnt an der Mündung von der Neiße in die Oder und hatte 1996 sein Haus ausgebaut, um es der Größe seiner Familie anzupassen.

„Die Oder hat immer mal Hoch- und Tiefstände“, erzählt er mir. „1930, 1947 und die Neiße 1958. Aber nichts davon war vergleichbar mit dem Hochwasser von 1997.“ Er erklärt mir, dass sich normalerweise der Stand der beiden Flussläufe zu unterschiedlichen Zeiten hebt. Die Neiße ist immer ein bisschen schneller als die etwas größere und gewundenere Oder, und meist reguliert sich der Stand von ganz alleine. Aber 1997 kam alles ganz anders.

Die Jahrhundertflut, so wird sie in der kleinen Broschüre von Katrin, die sie mir am Tag zuvor gab, genannt. Die beiden Tiefdruckgebiete „Xolska“ und „Zoe“ trafen sich nicht weit des Quellgebiets der Oder und regneten dort 50 bis 70 Liter Wasser pro Quadratmeter ab. Selbst eine intakte Natur hätte die Katastrophe wohl nicht verhindern können. „In der Tschechischen Republik, in den Bergen des Riesengebirges, fielen viele Wälder dem sauren Regen, der von den Chemiefabriken verursacht wird, zum Opfer. Aber ich glaube nicht, dass es die Bäume geschafft hätten, das ganze Wasser von 1997 aufzunehmen.

Mitte Juli zeigt das kleine Häuschen mitten im Wasser, das den Wasserstand anzeigt, einen ständig steigenden Pegel. 6,09 Meter an einer Stelle, wo 2,50 Meter normal sind: Am 17. Juli fangen die Dorfbewohner an, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Der Wasserstand scheint nicht sinken zu wollen. Das Haus von Familie Budras steht bereits im Wasser.

„Es gab keinen Deich in Ratzdorf, da hier bis Ende der 50er Jahre die Schiffe anlegten und in der Schiffswerft des Dorfes repariert wurden.“ Nebenbei bekomme ich die 750jährige Geschichte von Ratzdorf erzählt. „Die Gemeinde war abhängig vom Kloster Neuzelle, das sich etwa zehn Kilometer von hier befindet. Die Bewohner waren Schiffer und Bauern. Die Fischerei spielte eine große Rolle, genau wie um 1800 der Transport von Rohstoffen zur Tuchherstellung nach Cottbus und Guben. Bis 1945.“ Anschließend, wie mir Katrin am Tag zuvor erklärte, wuchs die Gemeinde, da nicht wenige Deutsche „von drüben“ aufgenommen wurden, die auf Anweisung der Russen ihre Häuser verlassen mussten. So wie Herr Budras. Nach dem Krieg arbeiteten noch gut zwanzig Leute in der Schiffswerft, dort wo heute Hotels die Touristen empfangen. „Und hier war das Haus, wo das Schiffspersonal die Nacht verbrachte“, erklärt mir Herr Budras. „Es ist das dritte Haus, das an dieser Stelle gebaut wurde. Das erste brannte ab und das zweite wurde 1948 neu gebaut, immer noch, um das Schiffspersonal während der Reparaturen zu beherbergen. Es wurde dann 1996 durch dieses hier ersetzt. Wir haben das Haus neu gebaut, damit die ganze Familie Platz hat.“ Das Grundstück gehört den Budras seit 1961. Nach dem Ende der Schiffswerft wurden die Nachbargrundstücke für eine Agrargenossenschaft genutzt, die sich auf Fischerei und Rinderzucht spezialisierte. Heute befinden sich dort Hotels. „Wir haben einen Deich aus Sandsäcken gebaut, um das Dorf zu schützen. Aber es war schon zu spät“, erinnert sich Herr Budras. Zwischen dem 25. Juli und dem 5. August wurde das ganze Dorf evakuiert. „Viele haben ihren Beruf vernachlässigt, um der Bundeswehr zu helfen“, erinnert er sich. Die Frage, ob es eine gute Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der polnischen Seite gab, stimmt Herrn Budras ein wenig nachdenklich: „Zu dieser Zeit waren die Beziehungen noch nicht sehr weit, wie soll ich sagen, die Kommunikation funktionierte nicht immer so selbstverständlich. Außerdem hatte jeder auf seiner Seite genug zu tun.“ Das Fernsehen übertrug die Bilder und man erfuhr, dass der Deich auf der polnischen Seite an 32 Stellen gebrochen war. Wie es jetzt ist, weiß Herr Budras nicht wirklich. Aber er hofft, dass die Abstimmung jetzt besser läuft, denn auch die Deichverlängerung in Ratzdorf von 2000 wird sicherlich nicht ausreichen, um eine neue Katastrophe zu verhindern. Und wie Frau Schneider vom Verein Pro Guben sagen würde, die Ursachen des Problems sind noch nicht gelöst!



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Einsortiert unter (Allgemein) von Charlotte am 02.08.2007

Hiermit öffnet sich nochmal das Veloblog. Vivien, die mich zwei Tage lang begleitete, schreibt ihre Eindrücke.
Blicke hinter die Kulisse des Veloblogs!

Eine sonnige Terrasse im Garten der zehnköpfigen Familie Schulze. Eva Schulze hat ein leckeres Mittagessen gekocht und wartet nun mit ihrem Mann auf Charlotte, die etwas nervös durch den gepflegten Garten der Familie Schulze läuft, auf der Suche nach Empfang. Die junge Französin stand am Abend zuvor ganz plötzlich an der Gartentür und erzählte von ihrem Projekt. Dass sie durch die Oder-Neiße-Region fährt und nach interessanten Leuten und Geschichten sucht. Die Familie Schulze ist auf jeden Fall interessant. Und Ratzdorf auch. Charlotte sammelt und sammelt. Zwischendurch sucht sie nach einer Bleibe für die Nacht und nach deutsch-polnischen Projekten. Am Mittwochabend war sie so begeistert von der Landschaft, von dem idealen Licht, wie die Sonne langsam am Horizont untergeht, dass sie erst spät nach einer Bleibe suchen konnte. Schritt für Schritt stellt sie den Leuten ihr Projekt vor. Sie fragt nach Ortskundigen, nach einem Zeltplatz im Garten und mit etwas Glück landet sie auf einer so malerischen Terrasse wie bei den Schulzes. Jetzt hat Charlotte aber ein bisschen Stress. Schnell will sie noch die Texte vom Vormittag ins Internet stellen. Das ist gar nicht so einfach, denn die Internetverbindung auf dem Land ist nicht immer so super wie in der Stadt. Und außerdem warten noch ihre Gastgeber mit dem Essen…

Mit einer unglaublichen Portion guter Laune und ein bisschen französischem Charme schafft es Charlotte aber sofort wieder, die Leute in ihren Bann zu ziehen. Sie hört immer zu, stellt Fragen und lacht. Kein gestelltes Lachen, nein, es macht ihr wirklich Spaß, den Leuten zuzuhören. Und wenn man sie mit ihrem Fahrrad durch die Bilderbuchlandschaft der Oder-Neiße-Grenze fahren sieht, mag man kaum glauben, wie viel Koordination und Kraft hinter diesem Projekt steht. Mit viel Mut, Optimismus und Vertrauen in die Menschen vor Ort erkundet sie die Region und lässt Tausende daran teilhaben, indem sie ihre Erlebnisse aufschreibt und in drei Sprachen online stellt.



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