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Archiv für den 16. Juli 2007

Jul
16
Einsortiert unter (Zittau) von traduction.allemand am 16.07.2007

Nein, ich will Euch weder von der trinationalen Zucht von Ökotomaten entlang der Grenze erzählen, noch von meinem so heldenhaft vor der Abreise erworbenen Zelt sprechen… Sondern Euch nur ein wenig verdeutlichen, wie es sich mit dem Veloblog lebt.

Von Projekt zu Projekt springen, ist schön und gut, nur muss man auch immer noch die Zeit und einen Internetzugang finden, um Euch davon zu erzählen, möglichst auch noch mit Bildern. Zeit zum Suchen von Schlafplätzen zu finden, ist noch ein ganze andere Geschichte. Mit dem Ergebnis, dass ich dazu übergegangen bin, alles zu kombinieren, meine Gesprächspartner zu fragen, ob sie nicht zufällig, wenn es nicht zu viel verlangt ist, eine Übernachtungsmöglichkeit kennen, einen Garten vielleicht oder eine WG… und ob sie nicht, auch zufällig, vielleicht einen vernünftigen Internetzugang hätten.

In Großhennersdorf - seit jeher ein alternatives Dorf, so versichert man mir immer wieder, oft mit einem hinzugefügten “selbst zu DDR-Zeiten” - hat das alles mehr als gut geklappt. Ebenso in Zittau: Kamil, der Tschechischlehrer der Schkola, hat mich in eine WG mitgenommen, die mehr als nett war - und außerdem mit Internetzugang ausgestattet.

Und wo ist dabei der Garten? Also, wie das Glück es wollte, hatten die WG-Bewohner für diesen Abend eine Grillparty in ihrem Garten organisiert, zu der ich freundlicherweise eingeladen wurde. Junge Deutsche, Polen und Tschechen waren da: “Ein echtes Drei-Länder-Grillen, extra für dich!”, scherzte einer der Anwesenden. Einige von ihnen sind in Deutschland, um ihre Muttersprache zu unterrichten, würden aber lieber in ihrem Mutterland deutsch unterrichten.

Diesem kleinen Kreis gefällt es in Zittau, sie loben mir gerne die Vorzüge der Region. Ich habe mich fast von den Erzählungen der einen und der anderen verführen lassen, von den Einladungen zum Baden, Klettern oder zur Fahrt mit der Zittauer Schmalspurbahn ins Zittauer Gebirge gleich nebenan… Leider hat das alles nichts mit der Oder-Neiße-Grenze zu tun: Also muss ich meine Sachen packen und weiterfahren, den Kopf voller schöner Erinnerungen.



Jul
16
Einsortiert unter (Konschak, Zittau, trinationale Universität, IHI, Internationale Hochschulinstitut, Allgemein) von traduction.allemand am 16.07.2007

Nicht weit vom Zittauer Rathaus zeigt das Internationale Hochschulinstitut - besser bekannt als IHI - sein europäisches Gesicht. 1993 beschlossen fünf Hochschulen aus Deutschland (Zittau/Görlitz, Freiberg), Polen (Wrocław, Gliwice) und der tschechischen Republik (Liberec) zusammenzuarbeiten, um eine qualitativ hochwertige Lehre für Studierende anzubieten, die bereits das Äquivalent eines Bachelorabschlusses in ihrem jeweiligen Land besitzen. Eine trinationale Universität voller Ehrgeiz!

Wiederum handelt es sich um ein Projekt, das sich kurz nach der deutschen Wiedervereinigung nicht um Grenzen schert. Man muss dazu sagen, dass das Hochschulwesen - wie auch das sekundäre Bildungswesen - in Ostdeutschland völlig umgestürzt wurde. In einigen Regionen, wie z.B. Brandenburg, bekamen fast alle Hochschulen der Ex-DDR den Status von Universitäten, in anderen dagegen wurden sie um einen Grad herabgestuft, wie z.B. die Technische Hochschule Zittau, die seitdem einen Fachhochschulähnlichen Status hat. Es bot sich daher an, eine universitäre Präsenz in der Region zu schaffen. Und wie auch Rebecca diese Wochenende bemerkte, wurden sich die drei Länder schon Anfang der 90er Jahre der Bedeutung für die Region bewusst, die eine Zusammenarbeit im Bereich der Ökologie hat nach den politisch gewollten Industrieunternehmungen, von denen eine verheerender als die andere für die Umwelt war. Meine Gastgeberin hatte mir erklärt, dass zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung die tschechischen Wälder in einem Massensterben begriffen waren, weil der Regen durch die benachbarten Fabriken unglaublich verseucht war. Kurzum, alles war sich einig, das IHI aus der Taufe zu heben.

Ich habe sogar noch mehr erfahren über die Funktionsweise dieser Miniuniversität, nachdem ich die Sekretärinnen überzeugen konnte, mir auch ohne vorher vereinbarten Termin ein Gespräch mit einem der Verantwortlichen zu ermöglichen…
Und so breitet Frau Konschak, die Verwaltungschefin, eine ganze Reihe beeindruckender Zahlen vor mir aus: 80% der Studierenden sind Ausländer, davon 60% Polen, aber es gibt auch viele Tschechen und Deutsche und noch andere, neun verschiedene Nationalitäten. Lediglich 300 Studierende werden pro Jahr angenommen, sorgsam ausgewählt von ihren Heimatunis: “Eliteuni verpflichtet”, gibt man mir zu verstehen.

Das IHI ist die fünfte sächsische Universität. Eine öffentliche Hochschule mit geringeren Kosten für die Studierenden, denn der Semesterbeitrag hält sich in Sachsen noch in Grenzen (um die 50€ pro Semester). Das IHI ist für ausländische Studierende attraktiv, weil sie ein Stipendium bekommen, um die Lebenshaltungskosten in Zittau auszugleichen, sagt mir Maxi, deutsche Studentin am IHI. Maxi kommt aus Thüringen. Wie die anderen Studenten des IHI hat sie ihr Studium an einer anderen Universität begonnen, bevor sie ans IHI kam. “Die Studierenden, die hierher kommen, haben schon eine Grundausbildung, sie kommen, um sich zu spezialisieren, um einen deutschen Universitätsabschluss zu bekommen”, erklärt Frau Konschak, um dann den trinationalen Mechanismus zu verdeutlichen: “Der Unterricht findet in deutscher Sprache statt, deren Beherrschung ist daher eine conditio sine qua non für die Ausländer. Was die Deutschen betrifft, so lernen sie entweder polnisch oder tschechisch.” Maxi hat tschechisch gewählt: Vielleicht wegen Prag, das weiß sie nicht so genau. Mit einem Lächeln erklärt sie, wie die interkulturelle Ausbildung vor sich geht: “Wir lernen den anderen verstehen, die kulturellen Unterschiede. Beispielsweise erklärt man uns, dass die Deutschen tatsächlich die Arbeit vom Rest trennen, während die Polen und auch die Tschechen mit ihren Arbeitskollegen viel von ihrem Privatleben und ihrer Familie reden.” Und lachend fügt sie hinzu, dass selbst im Unterricht die tschechischen und polnischen Studenten viel lachen und reden. “Die interkulturelle Ausbildung erlaubt es, die Unterschiede zu verstehen und sich besser verhalten zu können, z.B. beim Geschäfte machen, bei Vertragsabschlüssen und so”, sagt Frau Konschak.

Das Abenteur dauert sechs Semester und soll den Absolventen ermöglichen, leicht ein schönes Plätzchen an der Sonne zu finden, auf der einen oder anderen Seite der Grenzen.



Jul
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Einsortiert unter (Schkola, Partnerschule, Hartau, drei Länder Ecke, Allgemein) von traduction.allemand am 16.07.2007

Nun bin ich südlich von Zittau, dort, wo deutsch-polnische und deutsch-tschechische Grenze sich schneiden und der Region den Spitznamen “Dreiländereck” eingetragen haben. Genauer gesagt, in der Grundschule des Dorfes Hartau (450 Einwohner), deren Leiter ich beim Frühstück getroffen habe, in der Alten Bäckerei von Großhennersdorf

Die Kinder spielen in der Sonne im Garten, die Ranzen sind im Klassenzimmer geblieben: Die großen Ferien nahen. Einige Kilometer von hier, auf der tschechischen Seite, haben die kleinen Schüler der Partnerschule schon seit Anfang des Monats Ferien. Die nächsten “Begegnungstage” werden zu Beginn des nächsten Schuljahres stattfinden.

Hier, in der “Schkola“, läuft alles ein bisschen anders. Die Frontalsituation zwischen Lehrer und Schülern gibt es nicht, die Kinder sind nicht nach Alter in Klassen aufgeteilt, und dann arbeitet man auch mit dem Nachbarland zusammen, also der Tschechischen Republik. Einmal in der Woche wird die Grenze überquert, von der einen oder anderen Seite. “Früher gaben wir den Grenzbeamten eine Liste der Schüler, das reichte, aber jetzt ist es wieder ein bisschen komplizierter”, erklärt Kristin, Klassenlehrerin einer der vier Klassen der Schule. “Die Kinder dürfen ihren Ausweis nicht vergessen, sonst müssen sie in der Schule bleiben.” Aber deswegen wird die Grenze noch lange nicht als Last empfunden: “Wir überqueren die Grenze so oft, das ist schon nichts besonderes mehr.”

Und die Schkola hat mit ihrem Start nicht bis zum EU-Beitritt der tschechischen Republik (Mai 2004) gewartet. Die Idee kam schon nach der Wiedervereinigung, als das deutsche Schulsystem in Ost und West verbindlich wurde. “Das Sortieren der Kinder gefiel uns nicht”, sagt Mike, der Leiter der Schule. “Und wir wollten mit unseren Nachbarn arbeiten. Seitdem gibt es vier private Schulen in der Gegend, die eine Kooperation mit einer polnischen oder tschechischen Schule haben.”

Das Lernen der Sprache des Nachbarn steht ebenfalls auf dem Programm. In Hartau lernen die 88 teilnehmenden Schüler also tschechisch, mit drei Wochenstunden. “Ich vermittle ihnen im Alltag nützliche Wendungen”, meint Kamil, muttersprachlicher Tschechischlehrer, der seit Gründung der Schule 1999 Teil des Teams ist. “Und am Ende der vier Jahre in der Schkola sind die Kinder in der Lage, mich zu verstehen.” Kamil gibt auch Abendkurse für die Eltern. Mehrere Familien haben schon Kontakte in die tschechische Republik geknüpft, und die Tatsache, dass die Kinder die Sprache lernen, ist manchmal eine Anregung für die Eltern, erklärt man mir. Aber es kommt ebenso häufig vor, dass die Kinder häufiger “nach drüben” gehen als die Eltern. Meistens sind die Anmeldungen auch mehr von der freien Lehrmethode motiviert als von der Partnerschaft mit dem Nachbarstaat, wie ich erfahre. Aber die Kinder stellen sich natürlich nicht so viele Fragen und versuchen einfach, während der wöchentlichen gemeinsamen Arbeit mit den Kameraden des Nachbarlandes zu kommunizieren… Nächster Termin also im neuen Schuljahr, und jetzt: Schöne Ferien für alle!



Jul
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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 16.07.2007

Ich lasse Euch einfach mal anhören, wie eine Schweizer Familie, die ich bei einem Abstecher in eine kleine Straße in Zittau traf, unser großes Europa entdeckt…

Wir werden sie sicherlich Freitag in Görlitz-Zgorzelec bei unserem Begegnungstag treffen (siehe “Detailliertes Programm” oben links auf der Homepage, unter dem Flyer…)

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